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Die Programmierung des Globalbürgers: kybernetische Kindheit, Umwelt- und Sozialpolitik (ESG) und korporativer Maoismus

Übersetzung aus

multipolaristen.de


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Ich danke Ihnen. Im Folgenden möchte ich ein paar Dinge aufgreifen: jeweils eine Sache aus den beiden Vorträgen, mit denen wir begonnen haben. Der erste betrifft die Kybernetik, und ich möchte, dass wir uns für meinen Vortrag das Bild eines kleinen Kindes, eines Jugendlichen, eines Teenagers vor Augen halten, der in einer kybernetischen Eins-zu-Eins-Beziehung mit seinem Gerät (Smartphone) steht, in einer Art geschlossenem Kreislaufsystem, das darauf ausgelegt ist, alle Elemente der Interaktion zu automatisieren.

Ich möchte also über Automatisierung sprechen, über den Versuch, das Verständnis, die Reaktionen und das Verhalten junger Menschen zu automatisieren ― als Vorstufe zur Errichtung einer Technokratie. Wäre ich einer derjenigen, die daran arbeiten, in fünf oder zehn oder fünfzehn Jahren eine Technokratie zu errichten, würde ich mich jetzt sehr stark auf junge Menschen konzentrieren, was meiner Meinung nach auch geschieht.

Ich werde also versuchen, zwei Dinge miteinander zu verbinden. Das eine ist der Versuch, das Verhalten von Menschen, die sich noch in der Ausbildung befinden, kybernetisch zu automatisieren, und das andere ist das, was wir die „Woke“-Ideologie nennen, was ich für zu leichtfertig halte… Ich möchte damit beginnen, darüber zu sprechen, denn in den letzten drei oder vier Jahren haben wir alle begonnen, über „woke“ zu sprechen, als ob es sich dabei einfach um eine lästigere Version der alten politischen Korrektheit handeln würde.

Ich würde jedoch behaupten, dass es sich um eine viel tiefere, umfassendere und wichtigere Sache handelt, mit der man sich auseinandersetzen sollte. Deshalb möchte ich nur fünf oder sechs Definitionen oder Denkweisen für den Begriff „woke“ anbieten, die mir eingefallen sind. Diese Liste ist nicht vollständig. Aber ich möchte über diese Dinge sprechen, weil sie die Art von Inhalt und die Art von Strategien liefern, mit denen der Versuch, Kinder und Jugendliche zu automatisieren und kognitiv zu kybernetisieren, jetzt stattfindet.

Ich werde also diese beiden Dinge zusammenfassen und dann über die soziale Physik sprechen, die eine Reihe von Praktiken darstellt, die darauf abzielen, einen Bienenstock-Verstand und ein Bienenstock-Verhalten für eine zentralisierte technokratische Einheit vom Typ Borg zu schaffen.

Ich werde also mit ein paar Gedanken darüber beginnen, wie wir über das „woke“ in einer mehrdimensionalen Weise nachdenken können. Der erste Punkt scheint mir folgender zu sein: Wenn man einen „Great Reset“ will ― was eine revolutionäre Aussage ist ―, und man will einen Reset, der auf den Prinzipien des „Jahres Null“ basiert, wie in den Ursprüngen der Französischen Revolution oder unter Pol Pot in Kambodscha, dann muss man alles, was vorher existierte, auslöschen.

Wir können uns also vorstellen, dass das, was als „woke“ bezeichnet wird, ein zerstörerischer, revolutionärer Angriff auf alle gewohnten Kulturen und Auffassungen vor dem „Great Reset“ ist. Dies hat in der realen Welt offensichtliche Folgen wie Teilen und Erobern, einen Rassenkrieg in den Vereinigten Staaten, die Spaltung von Männern und Frauen, die Auflösung jeglicher konventioneller, traditioneller Vorstellung davon, was eine Familie ist, so dass er (der „Great Reset“) sich selbst in die Gesellschaft einbettet, wobei die Kinder dieses Material durch ihre Erziehung, durch ihren kulturellen Konsum, auf einer Art kontinuierlicher Basis, absorbieren.

Zweitens denke ich, dass wir es als einen Vorschlag für ein System der Gedankenkontrolle betrachten können, indem wir eine weit verbreitete Konvergenz in der Bevölkerung zu einer Art skelettartigem, pseudo-ethischem System erzwingen, das auf der unaufhörlichen, rituellen Wiederholung von Beschwörungsformeln basiert. Black Lives Matter, Transphobie und all der Rest, der im Alltag auftaucht, könnte in den Köpfen der Menschen als Teil einer performativen Realität des Alltagslebens auf praktische Weise auf der Grundlage dieser rudimentären Beschwörungsformeln verankert sein ― eine sehr alte Art von System zur Formung junger Menschen.

Über den religiösen oder pseudoreligiösen Charakter dieser Strategien muss natürlich nachgedacht werden. Douglas Murray bezeichnet „woke“ als eine neue Metaphysik für die gegenwärtige Situation, eine Religion ohne Gottheit, die sich mit der Sinnkrise befasst, die in der Welt endemisch ist, zum Teil aufgrund des Versuchs unserer Freunde, der Technokraten, dem Leben den Sinn zu nehmen oder das Wasser zu trüben. Wir können sie also als eine neue Metaphysik betrachten, was bedeutet, dass die Menschen, die ihr wirklich anhängen, eher wie überzeugte Gläubige eines Glaubenssystems sind. Es ist natürlich eine theologische Rechtfertigung für die Herrschaft der Globalisten. Und ich kann nicht umhin zu bemerken, dass zum Beispiel in den Vereinigten Staaten ― was vielleicht am interessantesten ist ― echte christliche Gemeinden der Schauplatz vieler dieser Aktivitäten waren, um Ideen über Barmherzigkeit und Mitgefühl auszunutzen, um das Christentum auf der Grundlage eines wahren Glaubens und nicht eines modischen Gedankenguts in eine „woke“ Richtung zu lenken.

In ihrer extremsten Ausprägung können wir uns eine metaphysische Rebellion vorstellen ― eine wirklich ernsthafte metaphysische Rebellion gegen Gott natürlich ―, aber auch gegen alle Formen sozialer und materieller Begrenzung oder Beschränkung. Ein Beispiel ist das Buch von Martine Rothblatt aus dem Jahr 2011, das explizit als Manifest die Verbindung zwischen Transsexualismus und Transhumanismus als eine allmähliche Reise zur völligen Aufgabe des menschlichen Wesens herstellt. In dem Buch[1] spricht er ― ein milliardenschwerer Influencer in der Tech-Branche ―, seltsamerweise darüber, wie er nicht mehr in der männlich-weiblichen Binärform leben konnte. Es war ihm einfach zu einschränkend, also wurde er eine Frau.

Aber als er eine Frau wurde, stellte er fest, dass seine Probleme damit nicht gelöst waren, denn jetzt will er ein Post-Mensch sein, denn selbst als Frau ist er zu sehr eingeschränkt. Also will er die menschliche Bedingung, die verkörperte menschliche Bedingung, verlassen, um sich in eine Reihe von körperlosen Gedankenprozessen in eine Box zu verwandeln. Er versteht nicht, dass das nicht passieren wird. Oder es ist nur eine Idee, die er vielleicht als Marketingtrick vertritt. Das könnte eine… ― metaphysische Rebellion sein oder einfach eine Form von Nihilismus, eine vollständige Ablehnung all dessen, was wir bisher als menschlich und charakteristisch für die Menschheit verstanden haben.

Und das ist jetzt gesetzlich verankert. Das Interessante an diesem Phänomen ist, dass es sich schon seit Jahrzehnten entwickelt hat. Und wenn man sich zum Beispiel die amerikanischen, aber auch einige europäische Rechtssysteme in Managerstaaten anschaut, ist es tief im Gesetz verankert, bereits sehr tief verankert… Und deshalb ist der Sportler, die das Falsche sagt oder gecancelt wird, nicht nur normativ auf der populären Ebene, sondern auch auf der rechtlichen, indem sie gegen die Codes von all dem verstößt. Und natürlich ist es eine Multi-Milliarden-Dollar-Industrie auf verschiedenen Ebenen, die von oben nach unten durch die ESG (Environmental and Social Governance ― Umwelt- und Sozialpolitik) durchgesetzt wird, ein Auswuchs der Übernahme der Vereinten Nationen durch die Plutokraten.

Viele Menschen geben sich der Illusion hin, dass das, was wir als „woke“ bezeichnen, eine Art organische, spontane politische Bewegung ist, aber ich denke, wir sollten es viel mehr als ein von oben auferlegtes System sehen, das per Gesetz und durch ein Corporate-Credit-Rating-System für Unternehmen und andere Institutionen durchgesetzt wird, wozu das ESG-Programm dient. Ich glaube also, dass es weit davon entfernt ist, eine spontane Sache zu sein, die einfach so entstanden ist und sich fortsetzt. Und ich denke, dass dies Teil einer größeren Geschichte ist, auf die wir jetzt nicht eingehen können, in der sich der Monopolkapitalismus des großen Geldes auf höchster Ebene allmählich in etwas verwandelt, das mehr dem Kommunismus ähnelt… ― das mit Larry Fink, der bei BlackRock damit anfängt, so etwas wie Fünfjahrespläne für die Wirtschaft aufzustellen ― eine Art Kommandowirtschaft, die untersucht werden muss.

Und ich denke, es lohnt sich, über dieses Wiederaufleben des kommunistischen Denkens als Teil der „woken“ maoistischen Strategien zur Durchsetzung der Ideologie nachzudenken. Wir befinden uns wieder in der Welt der Kampfsitzungen, der Demütigungsrituale ― siehe die Polizisten auf den Knien bei Black-Lives-Matter-Protesten ―, und, was besonders wichtig ist, der Schaffung von Kinderaktivisten durch Erziehung, die sich gegen ihre Eltern wenden und die allmählich der maoistischen Roten Garde sehr ähnlich sind, in einer aktivistischen Ablehnung der Kultur der Älteren, durch das Programm für soziales emotionales Lernen.

In den Vereinigten Staaten und in Großbritannien ― den Ländern, mit denen ich am meisten vertraut bin ― hat sich also in den letzten Jahren der alte therapeutische Ansatz ― die 30 Jahre ältere Kultur ― in etwas viel Radikaleres verwandelt. Er hat sich nicht gewandelt, sondern wurde in eine viel radikalere Richtung gebracht, um aus der Perspektive des maoistischen oder marxistischen sozialen Aktivismus aktivistische Bürger zu schaffen. Dies ist heute mancherorts ein ausdrückliches Ziel der Pädagogen. Und so wird die Sache mit den Kinderaktivisten der Roten Garde durch das Bildungssystem in einigen westlichen Ländern institutionalisiert.

Ich komme nun zur „sozialen Physik“. Da wir gerade über dieses Bild (das Kind mit dem Smartphone in der Hand) nachdenken: Sein Vorläufer, der von einer Reihe von Autoren wie Shoshana Zuboff in „The Age of Surveillance Capitalism“[2] gut beschrieben wurde, waren die Facebook-Strategien zur Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit der Nutzer, die auf der altmodischen Technologie des einarmigen Banditen von Las Vegas basieren. Diese Technologie versetzt den Nutzer in eine Art Trance. Man nennt das die „Zone“, in der der bewusste, reflexive Verstand ausgeschaltet ist und man an nichts mehr denkt und genussvoll eintaucht. Man steckt sein Geld immer wieder ein und kümmert sich nicht darum, bis es ausgeht. In diesem Bereich sind die Menschen sehr offen für Suggestionen. Hier geht es darum, einen Zustand der Suggestibilität zu erzeugen. Und mein Vorschlag ist, dass in diesem hoch suggestiblen Zustand alle Arten von Botschaften an den Empfänger auf der emotionalen Ebene gesendet werden können ― auf der Ebene nicht von Rhetorik, aber vielleicht von Wortblöcken, Musikstücken und dergleichen. Das ist eine Form von Super-Nudge [Anstoß, Stups] oder Neuro-Nudge, und es gibt einen Mann namens Alex Pentland am Massachusetts Institute of Technology (MIT), der daraus eine Wissenschaft und ein lukratives Geschäft macht, weil er behauptet, dass er jetzt Menschen wie Schwärme produzieren und bewegen kann, und zwar auf der Grundlage, wie Zuboff sagt, von Automatisierung ihres Verhaltens.

Es kommt also etwas auf Ihr Telefon, Sie erhalten eine Art Auslöser und Sie reagieren darauf, ohne nachzudenken. Auf diese Weise und auf der Grundlage endloser Datenauswertungen von Schulkindern und den neuen Bildungstechnologien hofft man, das zu erreichen, was Pentland als Zusammenführung von Menschen auf der Grundlage dessen bezeichnet, was er als „soziale Universalien“ bezeichnet.

Einer der Gründe, warum das alles so gut funktioniert, ist die Entkörperlichung und die geschwächte Handlungsfähigkeit der Kinder. Wir müssen die Kinder aus der Matrix herausholen, in ihre Körper hineinbringen und die Dinge tun, die die Menschen gemeinsam schon immer in ihren Körpern getan haben, bevor dieses ganze Zeug vor 20 Jahren begann.

Ich komme zum Schluss: Was die Lösungen und die Bildung von Gemeinschaften angeht, so wäre ein sehr wichtiger Schritt, ein meiner Meinung nach grundlegender Schritt, die Wiederverkörperlichung von Kindern und Jugendlichen, also daß sie wieder zu ihren und in ihre Körper finden, und sie auf diese Weise in ihrer Bildung zu unterstützen.


  1. Martine Rothblatt: From Transgender to Transhuman: a Manifesto on the Freedom of Form, 2011
  2. Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Campus Verlag, Frankfurt / New York 2018
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G. Robson

Garry Robson ist Engländer, der jedoch derzeit in Polen lebt. Er ist Professor für Soziologie an der Jagiellonen-Universität in Krakau, Polen, und Hauptorganisator der Konferenz „The Rise of the Digital Technocracy“ [„Der Aufstieg der digitalen Technokratie“], die Ende September, am 28. und 29., stattfinden wird. Sein jüngstes Buch ist „Virtually Lost: Young Americans in the Digital Technocracy“ [So gut wie verloren: junge Amerikaner in der digitalen Technokratie].